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1. Die vorchristliche Zeit - S. VII

1877 - Leipzig : Brandstetter
Vii sänge noch ein naives, einfaches Wesen offenbaren, dessen Bild sich in leicht faßlichen Umrissen darstellen läßt. Es sind die ersten Grundstriche und Konturen, die vom eigentlichen Geschichtsunterricht dann verbunden und ausgefüllt werden. Je einfacher und derber die ersten Striche sind, desto klarer und anschaulicher werden sich späterhin vollendete Gemälde der Seele einprägen. Darum hüte man sich vor den Massen und gebe Charakterbilder, welche äußerlichen Reichthum mit innerer Fülle ersetzen. Ein Fehler unserer gangbaren Geschichtsbücher ist, daß sie neun Zehntel ihres Inhalts mit Schlachten, Erbfolgestreitigkeiten und Dynastiengeschichten anfüllen. Ist es aber nicht besser, wenn der Schüler einige tüchtige deutsche Kaiser von Angesicht zu Angesicht kennen und lieben lernt, als wenn er die ganze Sippschaft mittelmäßiger Fürsten lernen muß, die sich gleichen, wie ein Ei dem andern? Und wird nicht durch die ewigen Kriege und das fortwährende Blutvergießen die Empfindung des Schülers von vornherein und systematisch abgestumpft? Ich verkenne es nicht, daß gerade die Kriege es sind, deren heroisches Moment für die Jugend so viel Anziehendes hat, weil hier alles Große und wahrhaft Menschliche, weil hier Tugend und Laster besonders anschaulich hervortreten; aber es bleibt ja, wenn man die Hälfte abschneidet, immer noch genug übrig und dies ist dann von größerer Wirkung. Ich verkenne auch nicht, daß die Kulturgeschichte in einem propädeutischen Kurse weder herrschen kann noch herrschen soll, aber sie darf auch nicht ganz zurücktreten. Die biblische Geschichte aber soll man weglassen, denn es thut nicht gut, sie mit der Profangeschichte zu vermengen. Man sollte aber in gehobenen Volks-, wie in Realschulen und Gymnasien die biblische Geschichte in die Kirchengerichte in größerer Ausdehnung überleiten, als bisher geschehen ist; die Kirchengeschichte liegt noch sehr brach, und gute Bearbeitungen derselben fehlen. Ich habe die Geschichtsbilder zu einzelnen Gruppen vereinigt und so viel als möglich Parallelen und Gegensätze zusammengestellt, am liebsten aber so, wie es die Geschichte selber gethan hat. Wohl hätte ich einen Alexander mit einem Karl dem Großen, die Zerstörung von Troja mit der Zerstörung von Karthago zusammenstellen können, allein es wäre das wieder nicht methodisch gewesen. Wenn der erste Unterricht auch nur Einzelnes, Abgerissenes bietet, so können und sollen doch bereits diese Theile in einem innern Zusammenhange stehen; der Schüler soll heimisch werden auf griechischem, römischem, deutschem Boden, der eigenthümliche Geist des Volkes soll ihn anwehen, ihm vertraut werden. Das ist aber nicht möglich, wenn man den Anfänger beim Schopf nimmt und ihn durch die Lüfte entführt von Asien nach Europa, von Hellas nach Altgermanien, ohne daß er Zeit gewann, in Einem Lande erst heimisch zu werden. Vergleichende Geschichte können wir erst dann treiben, wenn wir die an-

2. Die vorchristliche Zeit - S. XII

1877 - Leipzig : Brandstetter
Xii Borwort zur siebenten Auflage. Seit dem Erscheinen dieses Werkes sind mehrere ähnliche an's Licht getreten, auf welche ich hier prüfend und vergleichend näher eingegangen sein würde, wenn sie nicht — bei allen Variationen und Abweichungen im Einzelnen — ganz den Grundsätzen folgten, wie ich sie im Vorwort zur ersten Auflage dieses Buches entwickelt habe. Auf Einen Punkt muß ich aber hier aufmerksam machen, da man von diesem aus den ganzen Elementarunterricht in der Geschichte radikal umgestalten möchte. Durch den begründeten Gedanken, die Kulturgeschichte auch für den Anfang des Geschichtsunterrichts nicht zu sehr vor den Kriegsund Königsgeschichten zu vernachlässigen, haben sich nicht blos die Verfasser ähnlicher Chrestomathien verleiten lassen, griechisches und römisches, indisches und chinesisches Kulturleben behandeln zu wollen, ohne biographische Vermittelung, auch bewährte Kulturhistoriker, wie Prof. Biedermann, sind mit Vorschlägen zu einer Reform des Geschichtsunterrichts hervorgetreten, die darauf ausgehen, mit Kulturgeschichte zu beginnen, die dem Anfänger zumuthen, politische Verfassungen und Kulturverhältnisse zu studiren, welche ein Sekundaner und Primaner nur mit Anstrengung sich klar macht, die aber durchaus über dem Horizonte eines zehn- oder elfjährigen Knaben liegen. Schon dieser soll (vergl. die Broschüre von K. Biedermann „der Geschichtsunterricht in der Schule" S. 17) sich darüber Rechenschaft geben, ob die heutige A)enk- und Lebensweise, die heutigen Gewohnheiten und Sitten besser seien, als die unserer Vorfahren oder nicht? Ist nicht — so fragt man — die Chronik des Dorfes oder der Stadt, worin der Schüler lebt, das Nächstliegende, das er zuerst kennen lernen muß? „Hier gilt es," sagt Biedermann a. a. O. S. 15, „den Schüler theils zur Erfassung der kulturgeschichtlichen Eigenthümlichkeiten des gegebenen Ortes, im Vergleich oder Gegensatz mit anderen Orten (gleichsam der kulturgeschichtlichen Physiognomie desselben) anzuleiten, theils ihn mit den Veränderungen bekannt zu machen, welche diese Physiognomie nach den wichtigsten kulturgeschichtlichen Beziehungen im Laufe der Zeit erfahren hat!" Es ist aber nicht Alles, was uns räumlich oder zeitlich am nächsten liegt, für den Unterricht und im psychologisch-pädagogischen Sinne das Nächstliegende, und der natürliche Uebergang vomwohnort zum Bezirk, von diesem zur Provinz u. s. f. als Lehrgang für den Geschichtsunterricht ist Seitens der Methodik ein sehr unnatürlicher, weil er nicht mit dem Einfacheren, sondern mit dem Zusammengesetzten, nicht mit dem Ursprünglichen, sondern mit dem Abgeleiteten, mit den komplicirtesten Kulturverhältnissen beginnt.

3. Das Mittelalter - S. 5

1877 - Leipzig : Brandstetter
Bürgerrecht und die römische Ritterwürde ertheilte. Als aber sein Vater Segimer gestorben war, kehrte er, mit Erlaubniß der Römer, in seine Heimath zurück. Vielleicht glaubte man zu Rom, daß der Jüngling, den man zu Ehren und Würden erhoben hatte, mit Liebe für Rom erfüllt se-und daß er seine Landsleute zu gleichen Gesinnungen führen würde; aber man irrte sich. Sowie Moses einst, als er am Hof der Aegypter erzogen wurde, in aller Weisheit derselben zunahm und doch voll heißer Liebe für sein armes, unterdrücktes Volk erglühete: so war auch Hermann nur seiner Bildung, nicht seiner Gesinnung nach ein Römer geworden. Sein Herz war und blieb seinem Vaterlande mit heißer Liebe zugethan. Er sah, als er in die Heimath zurückkehrte, die nahe Unterjochung seines Vaterlandes vor Augen. Immer weiter hatten sich die Römer mit List und Gewalt ausgebreitet; immer zahlreicher wurden ihre Schanzen und Besatzungen auf deutschem Boden; immer mehr wurden deut che Sitten verdrängt. Um allmäüg und unvermerkt das Joch der Knecht chaft über den Nacken der Deutschen zu werfen, entzog man ihnen durch Aushebung ihre junge Mannschaft, gewöhnte man sie an fremde Bedürfnisse und römische Lebensweise und schickte ihnen römische Advokaten zu, die nach römischem Recht die Streitigkeiten schlichten sollten. Besonders hart wurden die Deutschen von Quintilius Varus gedrückt, der jetzt Statthalter war diesseits und jenseits des Rheins. Die Deutschen haßten ihn: denn dieser Römer nahm ihnen nicht blos ihr Hab und Gut, sondern suchte ihnen auch das alte gute Recht aus der Hand zu winden und die Sprache ihrer Väter zu verdrängen, damit sie auch dann, wenn sie redeten, immer daran denken sollten, daß sie Knechte seien des römischen Kaisers. Hermann ergrimmte in seinem Herzen, als er die Schmach seines Vaterlandes sah, und er beschloß die deutsche Freiheit zu retten. Aber das Unternehmen war schwierig und für einen gemeinen Kopf ganz unausführbar. Die Römer standen da mit einer großen Kriegsmacht, die sich an das rauhe Klima von Deutschland gewöhnt hatte. Die Deutschen waren getheilt, schwer zu vereinigen und noch schwerer zusammenzuhalten. Im offenen Felde konnten sie es nicht mit den kriegserfahrenen Römern aufnehmen; nur in sumpfigen, waldigen Gegenden, die sie genau kannten, ließ sich Vortheil für sie erwarten. Das bedachte Hermann und entwarf danach seinen Plan. 2. Ein Bruder Hermanns, Flavius mit Namen, war ganz und gar römisch geworden. Nach dessen Sinnesart beurtheilte nun auch Varus den Hermann, welcher eben so freundlich als Flavius gegen den römischen Feldherrn that und oft von Varus zu Tische geladen ward. Hermann ließ ihn beim Glauben, bis das Werk der Befreiung, das er heimlich im Herzen trug, zur Reife gediehen sei. Denn heimlich hatte er die Besten feines Stammes zusammenberufen und mit ihnen in stiller Waldeinsamkeit Rath gepflogen. Alle erkannten, daß für die Deutschen nur darin Heil

4. Das Mittelalter - S. 42

1877 - Leipzig : Brandstetter
42 Attila zog sich schleunig zurück in die Ebene bei Chalons in der Champagne; benn die Hauptstärke seines Heeres war die hunnische Reiterei, und die konnte er ungehinbert in den catalaunischen Gefilden ausbreiten. Hier kam es denn zu einer entsetzlichen Schlacht, von der ein alter Schriftsteller sagt, es sei ihr keine Weber in der bamaligen noch in der vergangenen Zeit gleich gewesen. Alle Nationen von der Wolga bis zum Atlantischen Meere waren in der Ebene von Chalons versammelt. Nichts Geringeres galt es, als den Kampf der gesitteten Welt mit roher Varbarei, welche die kaum aufgesproßte Blüthe christlicher Bilbung wie ein Nachtfrost zu zerknicken brohte. Es war im Jahre des Heils 451 an einem Herbsttage, als bte große Schlacht geliefert würde. In dieser Völkerschlacht^ kämpften Ostgothen gegen Westgothen, Franken gegen Franken, Alanen gegen Alanen, Bur-gunber gegen Burgunber; sie begann mit Anbruch des Tages und bauerte bis tief in die Nacht hinein. Gegen 200,000 Todte deckten die Wahlstatt ; ein blühendes Geschlecht war in wenigen Stunden abgemähet worden durch den Ehrgeiz eines Einzigen. Die Römer und ihre Bundesgenossen siegten; die Gottesgeißel wurde diesmal selber gegeißelt. Aber die Sieger waren so ermattet, daß sie König Attila mit den Ueberbleibseln seines Heeres sich ruhig zurückziehen ließen. Attila selbst hatte das nicht erwartet, und weil er am folgenden Tage einen neuen Angriff befürchtete, hatte er alle Kostbarkeiten, die er auf seinem Zuge erbeutete, auf Einen Haufen zusammenschichten lasten, in der Absicht, sich mit denselben sogleich zu verbrennen, wenn sein Lager von den Römern angegriffen würde. Aber seine Feinde blieben ganz ruhig und hinderten ihn nicht, sich über den Rhein nach Deutschland, und von dort in sein Gebiet zurückzuziehen. 3. Durch diesen Zug der Hunnen, sowie durch die Völkerwanderung überhaupt, bekam Deutschland ein ganz anderes, aber freilich kein freundlicheres Ansehen. Die vielen schönen Städte, welche die Römer auf der linken Rheinseite angelegt hatten, wie z. B. Speier, Worms, Mainz, Köln, Trier und andere, waren in Aschenhaufen verwandelt worden. Die schönen Gebäude, Kirchen, Paläste, Landhäuser, an denen die Römer Jahrhunderte lang mühsam gebaut hatten, lagen zertrümmert da; die Gürten und Felder, die durch römischen Fleiß entstanden waren, lagen wüst. Auch das Christenthum, das die Römer zu verbreiten begonnen hatten, verlor sich in den meisten Gegenden, und die heidnische Religion wurde allgemein. Attila aber ging nur in seine Residenz zurück, um wieder neue Kräfte zu sammeln und dann mit verstärkter Macht über die Römer herzufallen. Nur einen Winter lang vermochte er die Ruhe zu ertragen. Als er noch einmal bei dem Kaiser um Auslieferung seiner Braut angehalten und wiederum eine abschlägige Antwort erhalten hatte, brach er mit Anbruch des Frühlings aus, zog durch Pannonien und Norikurn, ging über die Juli* schm Alpen und lagerte sich unter den Mauern des festen und volkreichen

5. Vaterländische Geschichte - S. 58

1900 - Berlin : Nicolai
58 auf dem Markte zu Neapel widerrechtlich enthauptet (1268*). Den herzlosen Bedrücker aber verjagten nach nicht ganz zwei Jahrzehnten die Sizilianer in blutigem Aufstande. 2. Aas Irvischenreich. (1254—1273.) Während „der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit" herrschten im Reiche die trostlosesten Zustände. Die Wahlfürsten scheuten sich selbst nicht, die deutsche Krone für Geld an Fremde auszubieten. Die wehrlosen Bewohner des Reiches waren ganz der Raublust des Adels anheimgegeben: die Faust, d. i. die Gewalt, schuf das Recht. Der Gottesfriede, wonach vom Donnerstag bis Freitag die Waffen ruhen sollten, wurde nicht mehr gehalten. Friedensstätten, an denen der Besiegte Schutz fand (Kirche, Friedhof), gab es nicht mehr. Unzählige Fehden vernichteten den Wohlstand des Landes. (S. S. 60 u. ff.) In dieser Zeit der Ohnmacht des Königtums (Zeit des Faustrechts) erhob sich segensreich die Macht der Städte. Durch Bündnisse schützten sie das Recht, den Handel und den Frieden des Landes gegen die Übergriffe des Adels. Auch der Handel und das Handwerk waren bewehrt. Es herrschte ein allgemeinerkriegsstand. Zwischen Fürsten und Städten, Adel und Bürgertum, Ritter und Kaufmann bestanden während des ganzen Mittelalters Fehden. Fluß- und Landstraßen waren mit steten Gefahren erfüllt. — Die Rechtsverhältnisse suchten die Femgerichte zu bessern. (S. S. 66, sowie 71 u. ff.) 3. Kotonisationsöestreöungen. 1. Die Gabe der Deutschen, verödete Landstriche zu kolonisieren, hat sich überall und jederzeit bewährt, niemals aber glänzender, als bei der Besiedelung des Ostens. Deutsche Bildung und Gesittung verbreiteten sich zunächst durch Albrecht den Bären über Brandenburg.*0) Gleichzeitig mit Albrecht aus dem Hause Askanien hatte Heinrich der Löwe deutsche und christliche Bildung über die Elbe, und zwar nach Norden, getragen, indem er seine Herrschaft über die slavischen Volksstämme in Pommern und Mecklenburg ausdehnte. Durch Herbeiziehung fremder Kolonisten, durch Hebung des Handels und Gewerbfleißes, durch Anlegung von Städten und Bistümern stieg sein Land in der kurzen Zeit bis zu seinem Sturze zu hoher Blüte. 2. Durch die Kolonisationsbestrebungen des 13. und 14. Jahrhunderts wurden neue große Landstriche für die deutsche Kultur gewonnen; sie tragen aber einen anderen Charakter als die früheren. Allen Eroberungen vom 10. bis 12. Jahrhundert, so verschieden auch *) Gedicht: „Barbarossas erstes Erwachen" vonfreiligrath. **) S.s. 115—117.

6. Vaterländische Geschichte - S. 12

1900 - Berlin : Nicolai
12 soweit kennen gelernt, daß sie die Unmöglichkeit ihrer Unterwerfung einsahen. Zu ihrer eigenen Sicherheit befestigten sie ihre Besitzungen am Rheine und an der Donau; zwischen beiden Flüssen errichteten sie einen mit Türmen und Gräben versehenen Grenzwall. — Hermann hörte nicht auf, an der Befestigung der Macht und Einigkeit der germanischen Stämme zu arbeiten, wurde aber früh von widerstrebenden Häuptlingen aus Eifersucht ermordet. So fand der Befreier Deutschlands, dessen Namen alle Vaterlandsfreunde stets feiern werden, ein schmachvolles Ende. Iii. Germanen auf der Wanderung. 1. Kriedtiche Einwirkungen Woms. Innerhalb der erwähnten Befestigungslinie entstand eine Reihe blühender Städte. In ihnen fand römische Bildung allgemein Eingang. Die Ufer des Rheins wurden mit Reben bepflanzt, edle Obstarten und bisher unbekannte Gartenfrüchte angebaut. Handelsstraßen durchschnitten das Land. Durch ihre Handelsbeziehungen blieben auch die Deutschen jenseits des Grenzwalles mit den Römern unausgesetzt in Berührung. Vor allem aber trug der andauernde Söldnerdienst dazu bei, römische Art und römische Kriegskunst zu verbreiten, aber auch die Begehrlichkeit nach den Schätzen Italiens wachzuhalten. 2. Wökkeröündnisse. Die Überzeugung, daß nur Einigkeit stark rnacht, brach sich mehr und mehr Bahn. Schon nach zwei Jahrhunderten sind die zahlreichen Gaugenofsenschaften zu großen Völkerschaften verschmolzen. Von Wanderlust getrieben, verlassen einzelne ihre Wohnsitze, um sich neue zu erkämpfen. In die von den Germanen verlassenen Gebiete rücken die Slaven nach und dringen allmählich bis zur Elbe vor. Gegen Ende des dritten Jahrhunderts war Südwestdeutschland von den Alemannen, Mitteldeutschland (das Land an der Weser und Elbe) von den Sachsen und Thüringern, die Gegend am Niederrhein von den Franken, das Land zwischen der Weichsel und dem schwarzen Meere von den West-und Ostgoten bewohnt. 3. J)ie Kunnen. Im Jahre 375 drangen die Hunnen, ein wildes Nomadenvolk, von Asien her in Europa ein. Es war ein häßlicher Menschenschlag. Alle waren von kleinem, gedrungenem Körperbau, hatten eine braungelbe Gesichtsfarbe, schwarzes, struppiges Haar und kleine, stechende Augen. Durch Narben, die man den Kindern beibrachte, wurde der Bartwuchs verhindert. Von ihren

7. Vaterländische Geschichte - S. 16

1900 - Berlin : Nicolai
16 3. Ghkodwig und das Arankenreich. Unter den germanischen Volksstämmen würde Bald der fränkische, der ans seinen Wohnsitzen er ob ent b in Gallien etngebrungen war, am mächtigsten. Das verbankte er in erster Linie seinem ehrgeizigen, länbergierigen Fürsten Chlobwig, einem Enkel des Königs Merwig. Durch List und Gewalt vereinigte er alle Stämme der Franken zu einem Reiche uitb unterwarf auch alle in Gallien wohnen beit Völkerschaften — die Alemannen, Burgunber, Westgoten, sowie bett römischen Teil Galliens — seiner Herrschaft. Dem Rate seiner Gemahlin, einer burgunbischen Königstochter, folgenb, nahm er mit seinem Volke das Christentum an, blieb jeboch roh und gewaltthätig. Seine Söhne regierten gemeinschaftlich und behüten das Reich auch jenseits des Rheines aus. Ihre Nachfolger (die Merowinger) kümmerten sich aber balb nicht mehr um die Regierung, sonbern überließen die Verwaltung des ausgebauten Reiches gänzlich ihren ersten Dienern, den Hausmeiern. Durch treue Amtsführung wußten sie die Volksgunst so sehr zu gewinnen, daß sie schließlich die Schattenkönige beseitigen sonnten. 4. Wandlungen. Von beit germanischen Stämmen hatten die Sachsen, die Friesen, die Hessen und die Thüringer ihre Wohnsitze nicht veränbert. Die ansgewanberten Völkerschaften trafen in den neuen Wohnsitzen Einwohner ctnberen Stammes, mit anbereit Sprachen, aitberen Sitten und Gesetzen. Neben bieseit roincinifierten Völkern wohnten die Germanen, zwar als der herrschend Theil der Bevölkerung, aber boch unter der Einwirkung des Gesetzes: Wenn eine niebere Kultur mit einer höheren in Berührung kommt, so wirb die erstere von der letzteren beeinflußt. Bald trat zwischen den ausgemalt berten und den in ihrem Vaterlanbe gebliebenen Germanen ein merklicher Unterschieb hervor. Die Veränberuug betraf zunächst die Sprache. Die itebeiteinaitber wohnenben Völkerschaften mußten sich zu verstänbigen suchen imhanbd und Verkehr; die zugewanberten Germanen nahmen die jüngst entstanbenen romanischen Sprachen an. Aber auch innerlich veränberten sich die Ansgewanberten. Durch die warme Luft, die leichtere Lebensweise und die üppigen Erzeugnisse der südlichen Sauber würden sie geschwächt und entnervt. Daher unterlagen sie oft schon nach wenigen Jahrzehnten Feiitben, die vorher kaum ihren Anblick zu ertragen vermochten. — Vorteilhaft wirkte die frühe Bekanntschaft mit bett Lehren des Christentums auf die Ansgewanberten ein. An beit zurückgebliebenen Stämmen gingen zwar auch Ver-

8. Vaterländische Geschichte - S. 269

1900 - Berlin : Nicolai
269 3. Am 1. Januar 1891 trat das Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetz*) in Kraft. Arbeiter, die durch Abnahme der Kräfte, durch Gebrechen, Krankheit :c. erwerbsunfähig werden und nicht mehr ein Drittel ihres früheren Lohnes verdienen können, erhalten eine Invalidenrente. Vom 70. Jahre ab erhält jeder Beteiligte eine Altersrente, die ihm einen ruhigen Lebensabend sichert. Die Beiträge für die Versicherung sind zu gleichen Teilen vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufzubringen. Xvii. Gesellschaftliche und staatliche Einrichtungen der Gegenwart. I. Wnfer Materkand. 1. Das Land, in dem wir geboren sind, in dem unsere Vorfahren gelebt und gewirkt haben, in dem unsere Angehörigen und Freunde uns zur Seite stehen, ist unser Vaterland. Unter seinem Schutze entwickeln wir uns, seine Einrichtungen befördern unsere Erziehung, bieten uns die Vorzüge der Familie und der Gesellschaft. Von gemeinsamen Banden werden alle umschlossen. Die besonderen Eigentümlichkeiten des Vaterlandes, das Leben, die Sitte, die Sprache, die Erinnerung an seine Geschichte, an die Männer, die es groß und stark gemacht haben, beleben das Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Bewohner. Die Vaterlandsliebe ist das stärkste Schutzmittel gegen alle dem Vaterlande feindseligen Bestrebungen. 2. Die Staaten bildeten sich aus den Familien, indem diese sich zu Stämmen erweiterten und die gleichartigen Stämme sich zusammenschlossen. Die Stammesverwandtschast zeigt sich in nichts deutlicher als in der Sprache. Der schöne Ausdruck „Muttersprache" bezeichnet die heimatliche Sprache nicht bloß als diejenige, die das Kind zuerst von der Mutter vernimmt, sondern er deutet auch darauf hin, daß sie selbst in einer Art von mütterlicher Beziehung zu uns steht. Sie ist darum das Erkennungszeichen eines Stammes, eines Volkes. Der Deutsche erscheint uns als Stammesverwandter, auch wenn er im Auslande wohnt. Verkehrt ist es und dem unnatürlichen Hasse zweier Brüder vergleichbar, wenn die deutschen Stämme untereinander hadern. Daraus erklärte sich die Sehnsucht aller rechtschaffenen Deutschen nach der Einigung aller deutschen Stämme und ihre Freude über das Gelingen dieses Zieles. *) Vom 22. Juni 1889.

9. Vaterländische Geschichte - S. 1

1900 - Berlin : Nicolai
A. Ktder aus kr deutschen Geschichte von -er Urzeit bis zur Beendigung des dreißigjährigen Krieges. I. Die alten Deutschen (Germanen). 11. Einwanderung. Knßere Erscheinung. Kreie und Unfreie. Von Asien her sind unsere Vorfahren, die alten Deutschen, in Europa eingewandert. Wann und. auf welchem Wege dies geschah, ist unbekannt. Ein Teil der einwandernden Germanen wandte sich nordwärts. In dem abgeschlossenen skandinavischen Halbinsellande hat sich das altgermanische Wesen am längsten erhalten. Seine letzte Zuflucht fand es auf der fernen Insel Island. Dadurch wurde es möglich, die Überlieferungen — den Götterglauben und die Heldensagen — noch aufzuzeichnen. Es geschah dies in der Edda (Urahne), die man als germanische Bibel bezeichnen kann. Von den in unser Vaterlande eindringenden Germanen wurden die vordem hier wohnenden Kelten über die Donau und den Rhein zurückgedrängt. Nun fingen unsere Altvordern an, sich in dem weiten Lande häuslich einzurichten, wo gerade ein Quell, ein Fels, ein Hain zur Ansiedelung einlud. — Es waren Gestalten von riesigem Wüchse und großer Körperkraft. Trotzig und herausfordernd blickten sie aus den hellen, blauen Augen, weiß erglänzte die Hautfarbe, und das hellblonde Haar fiel lang auf die Schultern herab. Nicht zu einem großen Volke, sondern nur zu Gaugenossenschaften vereinigt, lebten sie einsam in den öden Waldgegenden; oft freilich bekriegten sich die Genossenschaften lebhaft untereinander. Den Kern der Bevölkerung bildete der Stand der Freien, der sich in den Besitz der Ländereien gesetzt hatte; unter ihnen nahmen die Edelinge eine bevorzugte Stellung ein. Gegen bestimmte Dienste und Abgaben überwies der Freie einen Teil seines Besitztums an Hörige (Liten); daneben gab es leibeigene Knechte, die als Gesinde auf dem Herrenhose dienten (z. B. Kriegsgefangene). Höh mann, Vaterländische Geschichte. 1

10. Vaterländische Geschichte - S. 55

1900 - Berlin : Nicolai
55 Grunde nannte man Italien den Kirchhof der Deutschen. Auch viele Fürsten fanden dort ihren Untergang. Einzelne deutsche Könige verzichteten grundsätzlich auf die Kaiserwürde: sie achteten sie nicht wert der Opfer an Gut und Blut, die sie forderte. Das sächsische und das hohenstanfische Königshaus setzten ihre besten Kräfte an den Besitz des Landes und erlagen im Kampfe gegen das Papsttum und die Untreue der Italiener. Die Römerzüge hatten jedoch auch eilten praktischen Gewinn für das deutsche Volksleben. Sie waren eine Bildungsschnle für den deutschen Adel. Er erweiterte seine Kenntnisse über Land und Leute, beobachtete die Sitten und Gebräuche der Italiener und veredelte seine eigenen. Aber nicht nur hinsichtlich der Volkssitte, sondern auch in Bezug auf die Staatseinrichtung und die Stadtverwaltung war von dem gebildeten Italiener manches zu lernen. — Die mit vielen Beschwerlichkeiten verbundenen Feldzüge nötigten die Deutschen zur vollkommueren Ausbildung ihres Heerwesens und zur Verbesserung ihrer Kriegsweise. Auf den Römerzügen eröffnete sich dem Ritter die Aussicht auf Ruhm und Waffenehre, er sonnte sich Verdienste um König und Vaterland erwerben; daher zogen die Ritter trotz der Gefahren meist gern in dies Land. d) Ire Kreuzzüge. Außer den drei genannten Kreuzzügen wurden noch vier andere unternommen. Sie forderten außerordentlich große Opfer an Gut und Blut — mehr als sechs Millionen Menschen verloren auf den Zügen ihr Leben — führten jedoch nicht zu dem erstrebten Besitz des heiligen Landes. Trotzdem hatten sie eine hohe Bedeutung und wichtige Folgen. 1. Alle Völker des Abendlandes nahmen daran teil. Sie lauschten ihre Anschauungen und Überlieferungen, ihre Sagen und Geschichten, Sitten und Gebräuche aus und lernten sich im Kampfe um eilte heilige Sache kennen und achten. Das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit erwachte; denn sie bildeten eine einheitliche Welt gegenüber der Welt des Islam. 2. Ebenso wichtig wie die Bekanntschaft der christlichen Völker unter sich war diejenige mit dem Morgenlande. Auf dem Gebiete der Kunst und der Wissenschaft war es dem Abendlande weit voraus, besonders in der Baukunst, in der Astronomie, Natur-, Arzenei- und Heilkunde. Durch den Anblick der großen blühenden Städte und der Werke der Baukunst, sowie durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse wurde der Geist augeregt. Bei dem bildsamen Volke erwachte Liebe zu Kunst und Wissenschaft. Neue Gedanken wurden angeregt, neue
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